Kurzübersicht:
- Bauboom
- Unterscheidung
- Entwicklung
- Merkmale und Gegenüberstellung
- Stein vs. Holz
- Unsere Erfahrung
Bauboom. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes sprechen für sich. Seit etlichen Jahren ist die Baubranche erfolgsverwöhnt. Sucht man als Bauherr ein Unternehmen aus dem Baugewerbe – ganz gleich ob Elektriker, Gartenbauunternehmer oder Dachdecker – aufgrund der hohen Nachfrage ist oftmals mit langen Wartezeiten zu rechnen.
Unterscheidung. Da die Kapazitäten der Unternehmen zum Teil so ausgelastet sind, solltet ihr euch umso gründlicher überlegen, für welche Hausbauart ihr euch entscheidet. Das erspart euch letztlich nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Möchtet ihr beispielsweise Eigenleistung mit einbringen? Habt ihr wenig Zeit und möchtet schnellstmöglich aus eurem Mietverhältnis austreten? Dieser Blogpost wird euch die Entscheidung nicht abnehmen, für welche Bauart ihr euch am Ende entscheidet. Wir können euch aber vielleicht mit dem zusammengetragenen Wissen und anhand der Fakten helfen, die für euch richtige Entscheidung für eine Bauweise zu treffen. Sollten wir eurer Meinung nach etwas vergessen haben, könnt ihr uns sehr gerne einen Kommentar hinterlassen.
Welche Unterscheidung kann hier eigentlich ganz grundsätzlich getroffen werden?
Massivhaus: „Ein Gebäude wird umgangssprachlich [...] oft als Massivhaus bezeichnet, wenn seine stützenden, lasttragenden Wände aus Stein oder mineralischen Stoffen errichtet wurden. Die am häufigsten verwendeten Steine in Deutschland sind: Porenbeton/Gas- oder Porenbetonstein, Kalksandstein, Polystyrolstein, Ziegel- bzw. Backstein, Bimsstein.“ (Quelle: https://www.architekt.de/Baukonstruktion/massivbau.php)
Fertigteilbau: „Ein Bauwerk gilt als Fertigteilbau, wenn geschosshohe oder raumbreite tragende Fertigteile für Außen- oder Innenwände verwendet werden. Hierzu zählen auch Gebäude, bei denen nur der überwiegende Teil der tragenden Konstruktion aus Fertigteilen besteht." (Quelle: Statistisches Bundesamt, Ausgewählte Zahlen Bau, 07/2020)“
Kein Gewinner. Vorweg ist es wichtig zu betonen, dass es keinen „Gewinner“ hinsichtlich der Unterscheidung gibt. Eine Antwort auf die Frage, welcher Baustil der Bessere ist, kann also nicht getroffen werden.
Entwicklung. Laut Statistischem Bundesamt werden Ein- und Zweifamilienhäuser in Fertigbauweise in Deutschland immer beliebter. So wurde 2019 etwa jede fünfte Baugenehmigung für ein Fertighaus erteilt. Trotz regionaler Unterschiede* hat sich damit der Fertighausanteil an allen Baugenehmigungen von rund 15 auf etwa 21 Prozent erhöht (Stand 2019). Im Folgenden haben wir euch die Zahlen des Statistischen Bundesamtes hinsichtlich der erteilten Baugenehmigungen von Neubauten nach deren verwendeten Baustoffen grafisch dargestellt:
*Laut dem Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. ist der Fertigbau vor allem im Südwesten besonders stark (Fertigbauanteil: Baden-Württemberg und Hessen ~30 %, Bayern und Rheinland-Pfalz: ~25 %)
Lieblingsfrage. Eine der „Lieblingsfragen“, die wir immer mal wieder gestellt bekommen, ist: „Und wie lange hält so ein Fertigteilhaus?“. Zwei Jahre. Danach fällt es in sich zusammen.
Aber mal im Ernst – ein Fertigteilhaus hat eine ungefähre Lebensdauer von etwa 90 Jahren. Der Fertighausbau hat entgegen der Erwartung einiger Laien relativ lange Tradition. Seit etwa 80 Jahren bauen Menschen in Fertigteilbauweise. Früher stand Stein auf Stein für wertiges Bauen und Langlebigkeit. Die seit teilweise Jahrhunderten bestehenden Fachwerkhäuser beweisen allerdings, dass sich auch die Bauart mit Holzmaterialien bewährt.
Merkmale und Gegenüberstellung. Massivhäuser werden typischerweise Stein-auf-Stein errichtet. Der Fertighausbau hingegen erfolgt oftmals in Holzrahmenbauweise. Was bedeutet dann „Fertighaus in Massivbauweise“? Diese Art beschreibt Bauteile, die aus massiven Baustoffen gefertigt und auch so zur Baustelle geliefert werden, um diese dann vor Ort nur noch zusammensetzen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Hausbau-Varianten wie reine Holzhäuser oder auch Selbstbausätze. Nachfolgend soll ein Vergleich zwischen Massivhäusern (Stein-auf-Stein) und dem Fertigteilbau in Holzrahmenbauweise erfolgen.
Stein vs. Holz. Pauschal lässt sich die Unterscheidung zwischen diesen beiden Bauweisen nicht beantworten – zu viele Faktoren sind hierbei entscheidend. Zudem ist es auch von individuellen Bedürfnissen und Ansprüchen abhängig. Es lassen sich dennoch grundsätzlich ein paar Unterscheidungen treffen, die wir nach Recherche für euch zusammengetragen haben:
VORTEILE MASSIVHAUS | NACHTEILE FERTIGHAUS |
Höherer Wiederverkaufswert | Niedrigerer Wiederverkaufswert |
Höherer Schall- und Brandschutz (insbesondere hohe Feuerwider-standsklasse) | Niedrigerer Schall- und Brandschutz |
Hitzeschutz im Sommer (guter Wandaufbau) | Schnelleres Aufheizen im Sommer |
Gute Wärmedämmung (minimiert Heizkosten) | Architektonische Individualisierung mit relativ hohem Aufpreis |
Gesundes Raumklima | Trockenes Raumklima |
NACHTEILE MASSIVHAUS | VORTEILE FERTIGHAUS |
Längere Bauzeit | Kurze Bauzeit |
Höhere Baukosten | Geringere Baukosten |
Witterungsabhängig (ggf. kommt es zu Unterbrechungen aufgrund des schlechten Wetters) | Witterungsunabhängig (Hausaufstellen auch im Winter möglich) |
Längere Trocknungszeit | Kürzere Trocknungszeit |
Ökobilanz CO2-neutral | |
Energieeffizienz (In jeder Effizienzhausklasse erhältlich; Stichwort KfW Förderung) |
Entscheidet für euch selbst, welche Faktoren euch beim Hausbau wichtig sind. Legt ihr beispielsweise eher Wert darauf, individuell zu bauen, die Bauzeit spielt keine übergeordnete Rolle oder ihr möchtet euer Haus nach einer gewissen Zeit möglichst gewinnbringend verkaufen? Dann seid ihr womöglich eher der Kandidat für ein Massivhaus.
Wollt ihr hingegen so schnell wie möglich in euer Haus einziehen, es soll günstig und energieeffizient sein? Dann kommt für euch wahrscheinlich eher ein Fertighaus in Frage.
Unsere Erfahrung. Wir persönlich haben uns für den Bau eines Fertigteilhauses in Holzständerbauweise entschieden. Ausschlaggebend dabei war vor allem der relativ niedrige Grundpreis (189.000 €; Stand 2018) für reichlich Wohnfläche (181 qm). Nicht weniger ausschlaggebend war für uns die kurze Bauzeit. Laut Bauablaufplan waren 43 Tage für den Hausbau angepeilt. Die Schlüsselübergabe in ein komplett bezugsfertiges und mängelfreies Eigenheim konnte jedoch bereits nach 39 Tagen stattfinden. Wir profitieren stark von unserem energieeffizienten Zuhause. Es lässt sich dank Solarthermie einiges an Geld einsparen und auch sonst haben wir durch die dichte Hülle des Hauses einen sehr niedrigen Energiebedarf. Dank der zentralen Lüftungsanlage haben wir immer ein angenehmes Raumklima und permanente Frischluftzufuhr. Das bewahrt uns höchstwahrscheinlich vor späterer Schimmelbildung. Die Wahl für unser Haus überzeugt uns auf ganzer Linie und wir würden definitiv wieder alles genau so machen!
Wir wünschen euch viel Erfolg bei der Suche nach der für euch perfekt passenden Bauweise und freuen uns über eure Fragen, Erfahrungsberichte oder Ergänzungen zum Thema!
Andrea & Max
2 Kommentare
Ichbins
21. Januar 2021 um 10:17Zum Thema Fertighaus oder Massivhaus, da gibt es glaube keine großen Unterschiede… 39 vom Aufbau bis zum Einzug ist natürlich schnell, aber wie lange habt ihr gewartet bis es im Werk gefertigt wurde. Das dauert ja stellenweise auch Wochen und Monate, die Zeit sollte schon mitgerechnet werden…
Ich glaube viele bauen ein Fertighaus weil Sie denken es geht schneller und sei günstiger, ich denke das nicht der Fall, beides ist entwa gleich.
Mich stört an Fertighäusern nur das man Qusi in einer Plastiktüte wohnt, alles soll Luftdicht sein und wenn doch irgendwo ein kleiner Schnitt in der Folie ist, dann schimmelt es evtl über Jahre hinter dem Rigips und keiner merkt es…
Projekt Hausbau
2. April 2021 um 10:58Das stimmt, in unserm Fall hatten wir natürlich Glück. Von der Vertragsunterschrift bis zur Hausübergabe vergingen etwa 11 Monate. Die Situation sieht natürlich aktuell aufgrund von Baukindergeld und niedrigen Zinsen anders aus, da wartet man nach Vertragsunterschrift noch einige Monate bis zur Bemusterung oder einem Stelltermin. Im Falle von Massivhäusern gibt es aber in unserem Bekanntenkreis ähnliche Probleme, hier werden Verträge mit Unternehmen über Teilleistungen geschlossen, welche aufgrund der Auftragslage nicht rechtzeitig ausgeführt werden und dann zu einer Gesamtverzögerung beitragen. Andere wiederum suchen seit über einem Jahr nach einem Bauträger für ihr Massivhaus.
Das Fertighäuser Luftdicht abgeschlossen sind ist auch richtig, daher sind bei allen Herstellern Lüftungsanlagen vorgeschrieben (soweit mir bekannt). Ich denke wenn man diese wie vorgeschrieben nutzt, wird man auch sehr lange Freude an einem Fertighaus haben. Der Schnitt in der Folie wäre dann ein Fall für die Garantie der Hausbaufirma. Unsere Firma gibt hier 30 Jahre Garantie auf konstruktionsbedingte Fehler, dennoch aber kein Schaden den man sich wünscht.